MIES VAN DER ROHE HAUS | BERLIN
ELEMENTARE GEFÄSSE - SYMPOSIUM

Symposium: 15. September 2023 im Mies van der Rohe Haus

Uli Aigner ist dabei in der Abschlussdiskussionsrunde um 19.15 Uhr.

Location: Haus Lemke, Mies van der Rohe Haus, Oberseestraße 60, 13053 Berlin

-> Informationen zum Symposium: URL oder PDF
-> Edition Mies van der Rohe

Bei der Entwicklung eines modernen Formverständnisses und Gestaltungswillens stellt die Keramik ein zentrales Moment dar. Ausdruck eines spezifischen Materialwissens und technischen Könnens, vermittelt die getöpferte Form zwischen Tendenzen der Industrialisierung und Rationalisierung. Insbesondere der Blick nach Asien – etwa durch französische Kunstkeramiker ab der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Secessionisten und die Wiener Kunstgewerbeschule sowie Meisterkeramiker wie Lucie Rie, Bernard Leach, Hans Coper oder die keramische Werkstätte des Bauhauses – lässt ein differenziertes, heute womöglich verloren gegangenes Verständnis einer Formkultur zwischen Kunst und Kunsthandwerk, Neuerung und Beharren auf dem Weg zu einer neuen Wahrnehmung eines modernen Wohn-Alltags zu.

Gerade heute, da eine gewisse Rückbesinnung auf traditionell-handwerkliche Werte – nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem „Material Turn“ – eingesetzt hat, ist der auf der Scheibe gedrehte Ton zum schillernden Thema geworden. Stellt die Erfahrung von Gefäßen als Gebrauchsgegenstände und Medien einer „modernen Elementarität“, also einer Reformkultur des Lebens jenseits hermeneutisch-semantischer Verwirrungen nach Ende der Stilform, dar, so fragt das Symposium nach den historisch-theoretischen Hintergründen: Welche Rolle spielt der formal-elementarisierte Gebrauchsgegenstand in einer ornamentlosen Zeit? Wie erhält der moderne Raum Gestalt und Sinn durch seinen Gebrauch; welche Bedeutung kommt seiner Ausstattung zu? Wie verlaufen dabei die Trajektorien zwischen Kunst, Handwerk und Technik? Wie verläuft die Entwicklung der Keramik vom Fassadenschmuck zum Gegenstand im Raum als Teil der modernen Formkultur und des Raums als Thema der Architekturtheorie?

Solche und andere Fragen sollen bei diesem interdisziplinären Symposium mit Gästen aus Architektur, Kunstgeschichte, Philosophie, aber auch mit Keramikkünstlern diskutiert werden, zu denen u.a. Günter Figal, Christian Witt-Döring, Uli Aigner zählen sollen. Neben den ausgewählten Objekten der Ausstellung selbst, soll die Einbeziehung philosophischer Konzepte, theoretischer Schriften und historischer Grundlagen in Form einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung die „Erfahrung des Gebrauchs“ zwischen Mensch, Objekt und Raum als Einheit betrachten helfen und neue entwickelte Raumvorstellungen der Architektur mit mit der Elementarisierung der Form in der Moderne zusammenführen: Raum und Objekt werden in einen Wirkungsraum gesetzt und so die andere Geschichte einer spezifischen Moderne erzählt, in der Kontinuität und Bruch, Sinn und Form, Gebrauch und Kontemplation „zusammenfallen“. Eine Begleitpublikation ist geplant.

Programm

9:00 Uhr Begrüßung mit Kaffee


9:45–12:15 Uhr
SICH EINRICHTEN IM RAUM DER MODERNE


Albert Kirchengast, BTU Cottbus-Senftenberg
Raum und Form ohne Ornament?


Wita Noack, Mies van der Rohe Haus Berlin
Otto D. Douglas-Hill und der Wohnraum der Berliner Moderne


Nina Wiedemeyer, Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Bauhaus-Gefäße


12:15 Uhr Mittagspause


13:30–16:00 Uhr
RAUM-ERFAHRUNG, ERFAHRUNGEN IM RAUM


Günter Figal, Freiburg im Breisgau
Hohlform, Ritual und Aufenthalt: Elementarität und Erkenntnis


Joachim Hahn, TU Dresden
Gebrauch der Dinge: Alltag und Transzendenz


Thomas Hasler, TU Wien
Geschichte: Rudolf Schwarz und die „profane Sakralität“


16:00 Uhr Kaffeepause


16:15–18:45 Uhr
PRAXEN


Roger Boltshauser, ETH Zürich
Gegenwart: Ton und Architektur


Sascha Alexandra Zaitseva, Leiterin Keramikstudio, Universität für angewandte Kunst Wien
Vita composita – zwischen Kunst und Handwerk, zwischen Handeln und Kontemplation


Christian Ruschitzka, Universität für angewandte Kunst Wien
Neuer, alter Weg


18:45-19:15 Uhr
ABSCHLUSSRUNDE


Diskussion mit den ausstellenden Keramikern


19:15 Uhr Apéro