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ÖSTERREICHISCHES KULTURFORUM | BRATISLAVA
TOUCH NATURE | FLAGGEN

Eröffnung: 30. März 2023, 18 Uhr
Dauer: 30. März - 25. Mai 2023

Location: Österreichisches Kulturforum, Hodžovo námestie 1/A, 811 03 Bratislava, Slovakia

Kuratiert von Sabine Fellner

-> www.rakuskekulturneforum.sk
-> FLAGGEN

Die im Österreichischen Kulturforum Rom bereits 2021 gezeigte Ausstellung Touch Nature steht als erste am Beginn einer Reihe von Ausstellungen, die das 2020 von der Auslandskultur gesetzte Schwerpunktthema Ökologie umsetzen.

Die Ausstellungsserie wirft einen kritischen Blick auf die aktuelle, ungehinderte Ausbeutung und Ökonomisierung der Ressourcen unseres Planeten und das umfassende Eingreifen in die Prozesse der Erde, die die Zerstörung von Lebensräumen und den fortschreitenden Verlust unberührter Natur verursachen. Längst setzen sich Künstler:innen in ihren Arbeiten mit der Wechselbeziehung zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt auseinander und visualisieren die fundamentalen und unwiderruflichen Veränderungen, die erschreckenden Folgen des Anthropozäns.

Die Ausstellungsreihe stellt die Frage nach den Strategien, die die Kunst angesichts der zunehmenden Zerstörung, aber auch infolge der zunehmenden Bedrohlichkeit einer Natur, die den Menschen in seinem Dasein infrage stellt, entwickelt. Welche Modelle entwerfen Künstler:innen für eine notwendige neue, achtsame Beziehung des Menschen zu unserem Planeten? Die multimedialen Ausstellungen stellen Arbeiten der letzten Jahre von österreichischen Künstle:innen und von Kunstschaffenden des jeweiligen Gastlandes gegenüber. Der so entstehende, grenzüberschreitende Dialog verdeutlicht, dass Kunstschaffende in ganz Europa nicht nur Widerstand formulieren, sondern auch ermutigende Strategien für einen grundlegenden Perspektivenwechsel entwerfen, sowie hoffnungsvolle Visionen für eine Rückbindung des Menschen an die Natur.

Das Konzept der von Sabine Fellner entwickelten Ausstellungsreihe Touch Nature sieht eine Reihe von Ausstellungen unterschiedlichen Umfangs in mehreren europäischen Kulturforen im Zeitraum von 2022 bis 2024 vor. Die einzelnen Ausstellungen werden im Frühjahr 2025 im Lentos Kunstmuseum in Linz in einer großen Ausstellung zusammengeführt.


Flag 9 | Ghana mit Guyana , Indonesien , Irak und Indien | Uli Aigner 2019 | 98 x 74 cm | Buntstift auf Papier


space2-2.jpgFLAGGEN | JEDE BEVÖLKERUNG IST EIN MULTINATIONALER ORGANISMUS

So der Titel der ca. 30-teiligen Serie mittel- und großformatiger Buntstiftzeichnungen (und deren digitalen Reproduktionen), an der ich 2019 zu arbeiten begonnen habe. Die insgesamt 206 Nationalflaggen - nach einer alphabetischen Auflistung der Vereinten Nationen - werden in meinen Zeichnungen in spekulative Formen überführt. Sie repräsentieren einen Traum: ein anti-hierarchisches Zusammenwirken aller Staaten. Ausgehend von der faktischen Beobachtung, dass jede Bevölkerung ein multinationaler Organismus ist.

Dem gegenüber steht der Alptraum, der sich in einem physischen Miteinander allen Lebens auf diesem Planeten realisieren könnte, wie im Film „Die Auslöschung“ von Alex Garland, 2018. In einer Dystopie durchdringen und vermischen sich alle Arten von Zellen lebender Organismen zu Hybriden, deren Sinn wir nicht fähig sind zu begreifen. Aus den Naturwissenschaften lernen wir, dass Bakterienstämme Menschen wie auch die Pflanzen- und die Tierwelt permanent verändern.

Die Quanten-Physik lehrt uns, dass es im eigentlichen Sinne keine autonomen Teilchen/Körper gibt. Die Theorien des unabhängigen Wissenschaftlers, Umweltschützers und Futuristen James Ephraim Lovelock („The Man Who Namend the World“, 1990) und die Theorien des Soziologen und Philosophen Bruno Latour („ANT – Actor-Network Theory“) führen eindringlich ein erweitertes Verständnis der Möglichkeiten unseres Planeten und allen Lebens vor. Einen spekulativen Realismus formuliert auch der Philosoph und Literaturwissenschaftler Armen Avanessian.

Mit meinen FLAGGEN-Zeichnungen stelle ich eine spekulative Oberfläche zur Disposition. Ich behaupte in meinen Zeichnungen, dass Nationalstaatlichkeit ein obsoletes Ordnungssystem ist. Die Nationalstaatlichkeit liegt wie ein zerschlissenes Kleid über einem sich zerstörenden = erneuernden Planeten. Während diese nationalstaatlichen Kleider durch staatliche Gewaltausübungen in stand gehalten werden, webe ich in dieses Kleid andere Narrative ein.

Ich will anti-chauvinistische Bilder erzeugen. In den großformatigen Zeichnungen verbinden sich jeweils 5-10 Nationalflaggen – in alphabetischer Abfolge – zu organischen Gebilden. Meine ersten FLAGGEN (Nr. 1-12) nehmen Bezug auf die Pflanzenfotografien von Carl Blossfeldt. Ende 1920 publiziert er seine manipulierten Pflanzenfotografien („Urformen der Kunst und Wundergarten der Natur“). Blossfeldts Vorstellung, dass die Konstruktion der Pflanzen lehrt, wie der ideale Staat auszusehen hat, pariere ich mit den heutigen Tatsachen des multinationalen Staatskörpers. Als Künstler der „Neuen Sachlichkeit“ wurde Blossfeldt unter anderem auch als gedanklicher Wegbereiter des Nationalsozialismus bezichtigt.

Die Serie FLAGGEN resultiert aus meinen Erfahrungen mit der ersten ONE MILLION WORLD PERFORMANCE, die ich im Rahmen des „100 Jahre Bauhaus Eröffnungsfestivals“ im Jänner 2019 in der Akademie der Künste, Berlin, realisieren konnte -> https://www.eine-million.com/de/news/akademie-der-kunste-100-jahre-bauhaus-das-eroeffnungsfestival-one-million-world-performance/

Uli Aigner