ÖSTERREICHISCHES KULTURFORUM | NEW YORK CITY
TOUCH NATURE | FLAGGE 8

Eröffnung: 5. Oktober 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 6. Oktober 2023 – 25. Februar 2024, täglich von 10–18 Uhr

Location: Österreichisches Kulturforum New York, 11 East 52nd Street, New York

Kuratorin: Sabine Fellner
Co-Kuratorin: Stephanie Buhmann

-> www.acfny.org
-> Flag 8

Um die Rolle der Kunst bei der Bewältigung der anhaltenden und zunehmend schwerwiegenden ökologischen Krise zu erkunden, präsentiert Touch Nature eine vielfältige Auswahl zeitgenössischer Künstler aus Österreich und den Vereinigten Staaten. Gemeinsam führen sie einen dynamischen Dialog, der die Auswirkungen menschlichen Handelns auf Umwelt und Klima untersucht.

Allerdings sind die Ansätze zu diesen Themen vielfältig. Einige Positionen plädieren in der Äußerung ihrer Beschwerden beispielsweise für Aktivismus, während andere neue Utopien beschreiben. Während einige Künstler die Ausbeutung von Landschaften für wirtschaftliche Gewinne untersuchen, konzentrieren sich andere auf die globalen Folgen des aktuellen Verbraucherverhaltens oder die Kommerzialisierung der Abfallwirtschaft. Viele beschäftigen sich mit drängenden Problemen wie globalen Nahrungsmittelsystemen, der Ausbreitung von Epidemien und dem Erbe des Kolonialismus, während andere sich von den wiederherstellenden Eigenschaften der Natur und ihrer entscheidenden Rolle in verschiedenen Mythologien inspirieren lassen.

Insgesamt zielt Touch Nature darauf ab, eine Diskussion anzustoßen und zu fördern, die zu einem Perspektivwechsel anregt. Indem die Ausstellung eine neue Beziehung zwischen Mensch und Natur vorstellt, die auf Achtsamkeit und Nachhaltigkeit – kurz einem respektvollen Umgang mit der Umwelt – basiert, verkörpert sie den Geist des deutschen Wissenschaftlers Alexander von Humboldt (1769-1859), einer Pionierfigur des ökologischen Denkens und Begründer der Klimatologie, Ökologie und Ozeanographie, der bekanntermaßen glaubte, dass die Natur durch Gefühle erlebt werden muss.

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Enthaltene Künstler (Auswahl):

Uli Aigner, Edward Burtynsky, Petah Coyne, Mark Dion, Ines Doujak, Titanilla Eisenhart, Michael Endlicher, Dorothee Frank / TIME GATES, Peter Hauenschild, Barbara Anna Husar, Kevin King, Kitty Kino, Christiane Löhr, Yvonne Oswald, Monika Pichler, Klaus Pichler (in Zusammenarbeit mit Maren Jeleff und Martin Kirchmair), Margot Pilz, PRINZpod, Luisa Rabbia, Oliver Ressler, Ursula von Rydingsvard, Gregor Sailer, Marielis Seyler, Elisabeth von Samsonow, Martin Schrampf, Rebecca Smith, Betsy Weis, Nives Widauer, Laurent Ziegler und Balint Zsako.

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FLAG 8

Gabun mit Gambia , Guinea-Bissau , Finnland , Grenada und Georgien
Uli Aigner 2019 | 100 x 77 cm | Buntstift auf Papier

FLAGGEN | JEDE BEVÖLKERUNG IST EIN MULTINATIONALER ORGANISMUS

So der Titel der ca. 30-teiligen Serie mittel- und großformatiger Buntstiftzeichnungen (und deren digitalen Reproduktionen), an der ich 2019 zu arbeiten begonnen habe. Die insgesamt 206 Nationalflaggen - nach einer alphabetischen Auflistung der Vereinten Nationen - werden in meinen Zeichnungen in spekulative Formen überführt. Sie repräsentieren einen Traum: ein anti-hierarchisches Zusammenwirken aller Staaten. Ausgehend von der faktischen Beobachtung, dass jede Bevölkerung ein multinationaler Organismus ist.

Dem gegenüber steht der Alptraum, der sich in einem physischen Miteinander allen Lebens auf diesem Planeten realisieren könnte, wie im Film „Die Auslöschung“ von Alex Garland, 2018. In einer Dystopie durchdringen und vermischen sich alle Arten von Zellen lebender Organismen zu Hybriden, deren Sinn wir nicht fähig sind zu begreifen. Aus den Naturwissenschaften lernen wir, dass Bakterienstämme Menschen wie auch die Pflanzen- und die Tierwelt permanent verändern.

Die Quanten-Physik lehrt uns, dass es im eigentlichen Sinne keine autonomen Teilchen/Körper gibt. Die Theorien des unabhängigen Wissenschaftlers, Umweltschützers und Futuristen James Ephraim Lovelock („The Man Who Namend the World“, 1990) und die Theorien des Soziologen und Philosophen Bruno Latour („ANT – Actor-Network Theory“) führen eindringlich ein erweitertes Verständnis der Möglichkeiten unseres Planeten und allen Lebens vor. Einen spekulativen Realismus formuliert auch der Philosoph und Literaturwissenschaftler Armen Avanessian.

Mit meinen FLAGGEN-Zeichnungen stelle ich eine spekulative Oberfläche zur Disposition. Ich behaupte in meinen Zeichnungen, dass Nationalstaatlichkeit ein obsoletes Ordnungssystem ist. Die Nationalstaatlichkeit liegt wie ein zerschlissenes Kleid über einem sich zerstörenden = erneuernden Planeten. Während diese nationalstaatlichen Kleider durch staatliche Gewaltausübungen in stand gehalten werden, webe ich in dieses Kleid andere Narrative ein.

Ich will anti-chauvinistische Bilder erzeugen. In den großformatigen Zeichnungen verbinden sich jeweils 5-10 Nationalflaggen – in alphabetischer Abfolge – zu organischen Gebilden. Meine ersten FLAGGEN (Nr. 1-12) nehmen Bezug auf die Pflanzenfotografien von Carl Blossfeldt. Ende 1920 publiziert er seine manipulierten Pflanzenfotografien („Urformen der Kunst und Wundergarten der Natur“). Blossfeldts Vorstellung, dass die Konstruktion der Pflanzen lehrt, wie der ideale Staat auszusehen hat, pariere ich mit den heutigen Tatsachen des multinationalen Staatskörpers. Als Künstler der „Neuen Sachlichkeit“ wurde Blossfeldt unter anderem auch als gedanklicher Wegbereiter des Nationalsozialismus bezichtigt.

Die Serie FLAGGEN resultiert aus meinen Erfahrungen mit der ersten ONE MILLION WORLD PERFORMANCE, die ich im Rahmen des „100 Jahre Bauhaus Eröffnungsfestivals“ im Jänner 2019 in der Akademie der Künste, Berlin, realisieren konnte -> https://www.eine-million.com/de/news/akademie-der-kunste-100-jahre-bauhaus-das-eroeffnungsfestival-one-million-world-performance/